Montag, 26. Juli 2010

Eric Kandel

The past inside the present. Das Titelthema der Tagesschau beispielsweise. Vertraut. Anderes verändert sich fortwährend und meist merkt man das gar nicht. Zeitweise ist man durch bestimmte biochemische Vorgänge so sensibilisiert für sich, seine Umwelt und den dünnen Linien, die beide miteinander verbinden, dass einem die stete Veränderung nur allzu bewusst und somit zur Last wird. Unerträglich. Jeder Gedanke bereitet Kopfschmerzen, jedes visualisierte Wort verursacht eine Lawine an Pop-Ups im Gehirn.
Gestern habe ich Eric Kandel beobachtet, wie er das Lernen auf einer großen Leinwand erklärte. Die Synapsen mit ihren kleinen Knubbeln, aus welchen andere kleine Knubbel wurden und so weiter und so fort. Eigentlich eine schöne Sache - dieses Lernen.
Ich frage mich, ob man lernen kann, mit diesem past inside the present umzugehen, einen Jingle der deutschen Fernsehlandschaft zu ignorieren, die Hirn-Pop-Ups zu blocken und seine Synapsen auf Müßiggang zu konditionieren. Ohne Yoga, ohne Alkohol, auch ohne Musik. Paradox. Ich wünschte, es gäbe Hirnmasse mit Anfang und Ende, ohne Abzweigungen, vielleicht mit Bedienungsanleitung. Es wäre eine steile These, Hirn und Windows 7 miteinander zu vergleichen. Aber keines von beiden begreife ich und beides bereitet mir Kopfweh.
Die Lösung wird sich in keiner Kaffeetasse finden und in der Tagesschau schon gar nicht. Ach, und irgendwie ist das ja doch scheiße und irgendwie auch ganz schön.

kandel_eric

Freitag, 30. April 2010

Tapete

Die Wohnung gegenüber wird bezogen. Wenn bei denen das Licht im Bad brennt, wirft das einen wunderbaren Schatten an die Wand neben meinem Bett. Und wenn ich mich dann aufsetze, kann ich meinen Schattenkopf zwischen den Schattenfensterrahmen sehen. Und auch die Blumen in der Vase. Wenn ich eine Hand hebe, hebt sich auch die Schattenhand und wenn ich den Mittelfinger zeige, passiert selbiges auf der Raufasertapete. Gerahmt. Wenn ich lache sieht man nur die Bewegung, keine Gesichtsmuskeln. Wenn ich weine, keine Tränen. Nur ein Schütteln, wenn es schlimm ist.

"Ich habe heute Nacht von dir geträumt. Geht's dir gut?"
"Ähm...ja?! Das Wetter ist ein wenig belastend, Kreislauf und so. Was hast du denn geträumt?!
"Ach, mag ich eigentlich nicht erzählen. Aber bei dir ist wirklich alles in Ordnung?"
"Ja."
"Du hast auf die Nachricht von heute Morgen gar nicht geantwortet."
"Ich weiß."
"Ich hab mir Sorgen gemacht!"
"Wegen dem Traum?"
"Ja."
"Jetzt sag schon!"
"Hmm."
"Los!"
"Ach, du hattest einen Unfall."
"..."
"Mit dem Auto."
"Hab doch gar keinen Führerschein und Auto fahre ich auch nicht."
"Fußgänger."
"Du, ich muss los, ich bin schon zu spät!"
"Gut, hab einen schönen Tag und pass auf dich auf."
"Danke, du auch."

Wenn ich aus/durch dem/das Fenster in der Raufasertapete springe, bekomme ich eine Beule. Was ist Wirklichkeit?

Montag, 12. April 2010

Grüne Käfer mögen Glöckchen und John Cale

In Regen und Sturm. Und Fahrrad! Und Glöckchen! Und Wuschelhaar! Und zu kurze Röcke! Und dumme Gesichter! Und auch Erdbeeren! Schlimme Sachen sagen und auch denken! Auch auch auch!

Kein ja. Kein nein. Vielleicht ein vielleicht.
Benutzt werden und benutzen. Kaputtmachen. Draufhauen. Kaputtgehen. Darüber lachen.

Zu laut sein und auch zu leise.
Aufhören Müll aus dem Fenster zu werfen.

Grüne Punkte im Verstärker beobachten. Ein Käfer sein. Eine Zigarette rauchen (Rauchen ist materialisiertes Atmen!). Eine Rosine vom Boden aufheben und essen.

Sagen, dass einem alles egal ist. Lügen! Schiefe Münder umdrehen.
Mit Kindern schimpfen und sich dabei alt fühlen. Stammeln und sich dabei blöd fühlen. Altklug sein und John Cale hören. Sowieso alles besser machen als der Rest. Fresse auf. Fresse zu. Kauen. Sprechen. Küssen. Finger in den Mund stecken. Dabei süß sein. Sachen austauschen.

Endlosschleife. Besetztzeichen. Auflegen. Zurückrufen. Stecker raus.

Freitag, 19. März 2010

Nasenmolöcher

Eines schönen Tages vor gar nicht allzu langer Zeit (vor gar nicht allzu langer Zeit!) ermannte mich diese innere Unruhe, auch Bedrücktheit, der ich mit Leibeskräften entgegentreten wollte/sollte. Frei nach dem Ansatz: "Nein, so nicht!" Der Entschluss war gefasst, die Tür geschlossen, Welt, hier kommt wer! Das fiel zwar niemandem auf, dass hier wer kam [sic!], aber was soll's - reicht ja wenn einer wissend ist, in diesem Falle der Hauptprotagonist (korrekter DIE HauptprotagonistIN): ich (sächlich).
Vögelgezwitscher, Paare, Hunde, Kinder und das ganze andere Trallala UND dann DAS:

schoener-popeln_thumb-6-

Aber noch nicht einmal dieses ist zutreffend. Denn das grüne Ungetüm (ich kann über den genauen Farbton nur mutmaßen, bestimme ihn jedoch aus dramaturgischen Gründen und passe mich gleichzeitig dem Schaubild an - boah, gut!) verschwand weder dezent auf dem Boden, noch am Jackenärmel. Nein! Es wanderte geradewegs in den Mund des jungen, äußerlich (!) aparten Mannes. Ob er sah, dass ich ihn sah und einfach so darüber hinwegsah, so, als hätte ich nichts gesehen? Sach' mal!
Berlin, du dreckig schöne Stadt, du Popelmoloch (Wikipedia Moloch: Synonym für eine gnadenlose, alles verschlingende Macht)! Können auch Menschen Moloche (Molöcher, Nasenlöcher?) sein?
Und auch wenn ich Gefahr laufe als spießiger Kleingeist zu gelten - bei meinem nächsten Versuch bürgerlich und frohgemut Schritt vor Schritt zu setzen möchte ich das nicht mehr sehen.
Aber da der Schrecken ein Arschloch ist und zu Steigerungsformen jederzeit bereit, stelle ich mich emotional bereits auf dieses (mit Sicherheit folgende) Szenario ein:

virginia_sheep

Meerschweinchen (?) beim Geschlechtsakt - nächste Woche neben einer alten Eiche, neben einer alten Kirche, neben dem Popler. Ich wette!

Dienstag, 16. März 2010

And I call it enemy!

Die Nachbarschaft ist wach und zehn Fuß hoch. Die Nachbarschaft bewegt sich in beleuchteten Wohnungen. Nachts. Küche und Wohnzimmer sind hell, zehn Fuß über mir. Das ist ein schöner Kontrast. Die Dunkelheit und das warme Licht. Was machen Blumen in Kornfeldern? Gar nichts, sie sind nur aufgeklebt. Und die aufgeklebten Blumen über Kornfeldern hängen an der Wand. Eine andere Blume wächst auch aus dem Feld, ich wette die ist zehn Fuß hoch. Daneben hängt ein Opa – natürlich nicht wirklich. Opas Kopf hängt ebenfalls dort, Pappkopf, Pappopa. Rechts darüber ein leeres Wohnzimmer in welches ein Tannenbaum guckt. Seltsam. Aufgeklebte Blumen, Pappopas und voyeuristische Tannenbäume. Hier stiert auch ein Baum rein, aber der ist nackt, vom dem geht (noch) keine Gefahr aus. Guter Baum. Aber warte nur warte, bald kommt der Frühling (Herr Baum hat sich schon bewaffnet, ich sehe Knospen!) und er feuert zurück – mitten durchs Fenster! Das ist Animatismus, richtig? Willkommen in Polynesien, Esoterik – volle Kraft voraus! Füttere mich mit Mana und ich bin dabei! Dann werden Kaffee- und Teekonversationen mit Zuckerdose, Löffel und Topfpflanze, deren exakte lateinische Bezeichnung ich leider nicht kenne, abgehalten und vielleicht ist auch Robert Ranulph Marett (1866-1943) unter den Anwesenden. Der hat sicher ein paar interessante Anregungen und vielleicht kann ich ihn überzeugen, ein ernstes Wörtchen an den Kampfbaum zu richten. Diese Knospen beunruhigen mich ein wenig und sollten (wenn überhaupt!) eher gegen die Nachbarschaft aufgewendet werden. Ich kaufe morgen einfach etwas Mana bei Edeka, das wird ihm schmecken. Gleich werde ich eine Veranstaltung bei Facebook posten, damit die Web 2.0-Gesellschaft von dieser Konferenz erfährt. Ich hoffe sie bringen ihre Lieblingslampen mit und wir feiern eine Party.

Mittwoch, 10. März 2010

Kleine Momente III

Was sind die "kleinen Momente", wenn sie den großen, großen, GROßEN im Weg stehen? Und was ist eine Mischung aus kleingroß? Mittel? Egal? Ein halbgekochtes Ei? Eine angezogene Socke? Schrödingers Katze?

Weder tot noch lebendig, aber doch nicht ganz da.
Zu viele Hintertürgen aufgemacht. Zu wenig Vordertüren geschlossen. Chaos im Marioland. So wird der Endgegner nie besiegt!

six, seven, eight, nine, ten...

Donnerstag, 18. Februar 2010

Kleine Momente II

Diese Warterei auf den richtigen Zeitpunkt. Den richtigen Zeitpunkt zum Aufbrechen, zum Anfangen, zum Absteigen und zum Weiterfahren. Noch zwanzig Minuten. Die Scheibe dreht sich. Der Zeiger auch. Stillstand im Raum. Bewegung im Wasserglas. Schluck.
Reden darf kein Vorspiel sein!

DSC02094

Wann wird es Frühling?

Mittwoch, 10. Februar 2010

Kleine Momente I

Asche auf dem Pop'Set. Grüne Lichter, lila Lichter, warme Lichter. Gekräuselter Rauch. Rustikale Obstpyramide. Bass. Streicher. Weiße Tulpen. Allein. Arme. Beine. Pflaster auf der Vene. Das Fenster gegenüber. Schwarze Kabel und die schöne Bluse. Schiefer Lampenschirm. Schiefer Mund. Müde Augen. Bass. Streicher. Kalt.

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